Berlin, 08.10. 2023. Bereits Dezember 2022 wurde vom Bundesminister Özdemir ein Eckpunktepapier zur Verbesserung von Gemeinschaftsessen präsentiert. Bis Ende dieses Jahres soll dazu eine umfassende Strategie im Kabinett beschlossen werden: Zucker, Fette und Salz sollen in verarbeiteten Lebensmitteln reduziert und der Anteil an Bio und regionalen Lebensmitteln im Schulessen erhöht werden. Das Angebot an Speisen mit Fleisch soll sinken, das vegane Angebot vergrößert werden. Lebensmittelverschwendung soll verringert, über die gesamte Kette Lebensmittelabfälle halbiert werden. Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Özdemir will die Gemeinschaftsverpflegung in Schulen und Kitas als Hebel nutzen, um alle Kinder gesund zu ernähren und ihnen die Erfahrung von guten, leckeren und gesunden Mahlzeiten zu ermöglichen. Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu mehr Gesundheit und einer Transformation der Lebensmittelindustrie. Ein Berliner Schulcaterer stellt aber die Frage: Um dem steigenden Stellenwert des Schulessen für die Ernährung vieler Kinder gerecht zu werden, müssten nicht auch Zubereitung, Lagerung und Auslieferung berücksichtig werden? „Was nützt ein höherer Bioanteil, wenn das Essen nicht mehr schmeckt und die Vitamine und Nährstoffe auf der Strecke bleiben?“, fragt Klaus Kühn, einer der Gründer und Geschäftsführer des Berliner Schulcaterers 3 KÖCHE.
Aktuelle Zahlen belegen, dass die tägliche warme Mahlzeit in der Schule wird aufgrund von Inflation und steigenden Wohnkosten für viele Kinder und Jugendliche immer wichtiger. Die Mehrbelastungen bei Miete, Energie und Wasser führen zu Einsparungen bei Konsumartikeln – insbesondere Lebensmitteln: In den deutschen Haushalten wird seit 2021 erheblich beim Essen gespart. Aktuelle Umfragen zeigen überdies, dass in den Familien auch weniger gekocht wird. In 34 % der Haushalte wird seltener als 3mal pro Woche gekocht, bei 20 % der Befragten sogar nur einmal oder gar nicht. Die Nutzung von Fertiggerichten hat ab 2021 sprunghaft zugenommen. Nur 35 % der Kinder und Jugendlichen frühstücken regelmäßig vor dem Weg in die Schule, 22 % nehmen kein Pausenbrot oder wenn dann nur Süßigkeiten mit in die Schule. Gerade in Ballungsgebieten, in denen es einen höheren Anteil an Kinder aus Alleinerziehenden-Haushalten und prekären finanziellen Verhältnissen gibt, ist seit 2021 die Relevanz des Schulessens für eine gesunde und ausgewogene Ernährung erheblich gestiegen.
„Eine neue Strategie ist absolut begrüßenswert – eine Qualitätsoffensive sogar dringlich“, erklärt Klaus Kühn. Wie stark das Schulessen allerdings eine Rolle für die gesunde Ernährung der Kinder und Jugendlichen spielen kann, hängt maßgeblich davon ab, wie es angenommen wird. Die so genannte „EsKiMo“-Studie II des RKI aus dem Jahre 2019 ergab, dass fast alle Schüler – 86,6 Prozent – in der Schule essen könnten. In der Realität taten das aber nur 43,2 Prozent der Befragten. Unter den Zwölf- bis 17-Jährigen gaben knapp mehr als 30 Prozent an, dass ihnen das Gemeinschaftsessen in der Schule nicht schmeckt. Sie verzichteten deshalb darauf. „Nicht nur die Qualität des Schulessens zu erhöhen, sondern auch die Konsistenz und den Geschmack zu verbessern, sind wichtige Hebel für einen breiteren Zugang zu gesundem Essen für Kinder und Jugendliche“, führt Kühn aus.
Das in Berlin und Brandenburg tätige Schulcaterer-Unternehmen 3 KÖCHE findet daher, dass die Initiative von Özdemir zu kurz greift. Es kann nicht nur um den Einkauf gehen. Die Art der Zubereitung, die Anlieferung und die damit verbundenen Warmhaltezeiten sind aus Sicht des erfahrenen Schulcaterers ebenso dringliche Themen, um das Schulessen zu verbessern. Wenn das Essen zu lange warmgehalten wird, dann schmeckt es nicht mehr gut und die Vitamine gehen kaputt. Bio und Regional bringen dann keinen Nutzen. Klaus Kühn, Gründer und Geschäftsführer der 3 KÖCHE plädiert dafür, dass auch die Zubereitung, Lagerung während des Transports bis zur Ausgabe in dem Ernährungspapier als weitere Eckpunkte in der Strategie zu berücksichtigen.